12 Frauennotrufe setzen sich ein für Respekt und Grenzachtung in Einrichtungen und Organisationen.
12 Frauennotrufe setzen sich ein gegen Sexualisierte Belästigung, sexistische Diskriminierung und Gewalt in der Arbeits- und Ausbildungswelt sowie an Hochschulen.
Rheinland-Pfalz hat sich von 2019 bis 2021 als Modellregion auf den Weg gemacht hin zu mehr Respekt und Grenzachtung in Einrichtungen und Organisationen und mehr Einsatz gegen Sexualisierte Belästigung und sexistische Diskriminierung und Gewalt in der Arbeits- und Ausbildungswelt. Dieser Weg ist noch lange nicht zu Ende, denn unter dem neuen Slogan „it works!“ wird die Arbeit nun verstetigt. Die Expertinnen in Rheinland-Pfalz geben bewusst den Modellcharakter ab und bieten standardisierte Beratungs- und Schulungsangebote, die allen Institutionen offenstehen. Auch das politische Engagement der Fachstellen versiegt nicht, sondern wird mit „it works!“ neu, frisch und spritzig.
Das Modellprojekt des Bundesfrauenministeriums "make it work! in Rheinland-Pfalz – und das LAUT♀STARK!" startete im Juni 2019 mit großem Presse-Echo. Nach der Ernennung von Anette Diehl vom Frauennotruf Mainz als Botschafterin der Kampagne LAUT♀STARK durch die damalige rheinland-pfälzische Frauenministerin, bewarb sich die Landesarbeitsgemeinschaft der Frauennotrufe in Rheinland-Pfalz (LAG) beim Projekt des Bundesverbandes der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) „make it work!: Für einen Arbeitsplatz ohne sexuelle Diskriminierung, Belästigung und Gewalt“ und wurde neben dem Frauennotruf Bielefeld eine von zwei Fokusregionen in Deutschland.
Nun - nach zwei Jahren - zeigt sich der Erfolg des Vorhabens. Die Arbeit soll nach der Modellphase verstetigt werden: Aus „make it work!“ wird „it works! Wir unternehmen was. Gegen Sexualisierte Belästigung in der Arbeitswelt".
Mit dem Abschluss der Modellphase hat auch der alte Titel ausgedient. In Kooperation mit der Agentur cala media GbR suchten die Fachfrauen der Frauennotrufe nach einem neuen Slogan: „it works!“ heißt: Es funktioniert. Es wirkt. „Wir sehen „it works!“ als Fortschreibung von „make it work!“. Das Projekt ist erfolgreich, wir führen es weiter und kämpfen weiter,“ so Anette Diehl vom Frauennotruf Mainz als Koordinatorin der Modellregion. „Die Ernennung als Modellregion hat uns ermöglicht, Schlüsselpersonen aus allen Bereichen zu aktivieren und zu Netzwerken zusammenschließen – mit gemeinsamen Zielen,“ fügt Ruth Petri vom Frauennotruf Trier an. „Arbeitswelten sind Lebenswelten. Wir arbeiten daran Lebenswelten frei von Sexualisierter Belästigung und sexistischer Diskriminierung zu entwickeln. Das funktioniert besser mit unserem Konzept!“
Folgende Schritte wurden gegangen:
„Make it work!“ Durch Schulungen und Info-Veranstaltungen mit Multiplikator*innen wurde Fachwissen gebündelt und weitergegeben. Personen und Organisationen konnten für das Thema und ihre jeweilige Verantwortung sensibilisiert werden. Der Erfolg dieser Arbeit zeigte sich in einer verstärkten Berichterstattung und häufigen Anfragen nach Vorträgen und Fortbildungen.
„Political work!“ Politisch Verantwortliche sowie Schlüsselpersonen aus allen Bereichen wurden aktiviert und zu Netzwerken zusammengeschlossen. Auch bestehende Netzwerke wie das Frauenbündnis, der Landesfrauenbeirat und frauenpolitische Sprecher*innen konnten für das Thema gewonnen werden.
„Work on!“ Wichtige Akteur*innen in Rheinland-Pfalz, wie Gleichstellungsbeauftragte und Gewerkschaften konnten als Multiplikator*innen für eine diskriminierungssensible Arbeitswelt gewonnen werden. In vielen Betrieben und Verwaltungen konnten Handlungsverpflichtungen bei den Verantwortlichen aufgezeigt und Handlungsmöglichkeiten implementiert werden. Die Fachfrauen der Frauennotrufe haben konkrete Angebote für Arbeits-Module zum Thema erarbeitet und erprobt. „Individuell“ zugeschnittene Fortbildungs-Konzepte und Bereitstellung von Materialien erfolgen Schritt für Schritt.
Besonderes Augenmerk legten die rheinland-pfälzischen Fachfrauen auf den letzten Punkt – Schulung von ganzen Unternehmen. „Nur sensibilisierte und geschulte Teams zeigen klimatische Veränderungen! Sie werden fehlersensibel und achtsam,“ wissen die Fachfrauen. Sexualisierte Belästigung und sexistische Diskriminierung am Arbeitsplatz fänden tatsächlich weniger statt. Und wenn es bereits passiert ist? Dann könne für Betroffene ein Klima entstehen, in dem sie sich nicht alleingelassen fühlen und weiter gut arbeiten können. Für potentiell Belästigende würde deutlich: dieses Verhalten ist nicht erwünscht und es folgen Konsequenzen. Verantwortliche erhielten mehr Sicherheit.
„Schon zu Beginn der Modellregion waren wir uns als Expertinnen einig: Die beste und wirkungsvollste Prävention Sexualisierter Diskriminierung und Belästigung am Arbeits- und Ausbildungsplatz sind betriebliche und institutionelle Maßnahmen, die verdeutlichen, dass die Thematik – insbesondere von der Leitungsebene - ernst genommen wird, dass Sexualisierte Übergriffe und sexistische Angriffe verboten sind. Ein respektvolles, diskriminierungsfreies Klima herzustellen kann nur gelingen, wenn dies von oben angegangen wird und alle sich daran beteiligen. Dies muss als Top-Down-Strategie – von oben nach unten - umgesetzt werden und so die Kultur des Unternehmens prägen: ´Wir UNTERNEHMEN was!`“
Darüber hinaus wollten sich die Fachfrauen in Rheinland-Pfalz als Fokusregion für die Schaffung einer politischen Strahlkraft für das Thema einsetzen und die Frage stellen, was politisch getan werden kann und muss, um nach #MeToo wirklich etwas zu verändern: „Da sind wir noch dran und bleiben es auch, denn Schutz, Sicherheit und Respekt am Arbeitsplatz haben mehr verdient als „nur“ eine Modellphase,“ resümieren Diehl, Petri zusammen mit Regina Mayer und Conny Zech von den Frauennotrufen in Worms und Koblenz in der bewährten Arbeitsgruppe zu „it works! in Rheinland-Pfalz!“ „Es stehen noch viele Aufgaben an und Rheinland-Pfalz bleibt weiter dran!
verantwortlich: Anette Diehl, Frauennotruf Mainz; Regina Mayer, Frauennotruf Worms; Ruth Petri, Frauennotruf Trier
Zum Hintergrund:
„Make it work! in Rheinland-Pfalz“ war nur ein Teil des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Projekts des Bundesverbandes der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff). Der bff, der fast 200 Fachstellen unter seinem Dach vereint, soll für vier Jahre (2019-2022) die Forderungen der globalen #MeToo-Bewegung nach einer gewaltfreien Arbeitskultur nachhaltig bundesweit durchsetzen. Die Ausschreibung zweier Modellregionen war ein Teil der vielen Bausteine, die als wirksame Maßnahmen zur Prävention gegen sexistische Gewalt am Arbeitsplatz entwickelt werden sollen. Wie die Frauennotrufe in RLP beschäftigt sich der bff bereits seit vielen Jahren mit dem Thema und veröffentlichte 2017 das „Handbuch Fachwissen kompakt – Sexuelle Diskriminierung, Belästigung und Gewalt in der Arbeits- und Ausbildungswelt: Recht und Realität“. Hier zitierten die Autorinnen zu dieser Fragestellung die INTERNATIONALE ARBEITSKONFERENZ 2011: „Die Erfahrungen in vielen Ländern haben gezeigt, dass wirksame Maßnahmen gegen Sexualisierter Belästigung am Arbeitsplatz eine Verbindung von gesetzlichen Rahmenbedingungen, stärkerer Durchsetzung, finanziell angemessen ausgestatteten Institutionen und größerem Bewusstsein erfordern".