22. Juli 2025
Pressemitteilung
LAG

Frauennotrufe schockiert über sexistische Äußerungen aus Berufsverband der Frauenärzt*innen



Die rheinlandpfälzischen Frauennotrufe sind schockiert über die sexistischen Äußerungen des stellvertretenden Bezirksvorsitzenden des Berufsverbands der Frauenärzte*innen Dr. Sauter.

Am 11.06.25 ging der Trierische Volksfreund mit einem Artikel zum Thema Verhütung an den Start. Die Basis des Artikels mit dem Titel: „Immer weniger Frauen nehmen die Pille - was sind die Alternativen?“ von Katherina de Mos, bildete ein Interview mit dem Gynäkologen Herrn Dr. Sauter. Dieser ist trotz Ruhestand stellvertretender Bezirksvorsitzende des Berufsverbands der Frauenärzt*innen.

In dem Beitrag wird Dr. Sauter mit zum Teil als abwertend empfundenen Kommentaren zitiert. So kommentiert er etwa, dass eine gesteigerte Libido der Frauen durch den Verzicht auf die Pille die Männer (banannt als „Buben“) erschrecke. Weiterhin spricht er von weiblichen Eizellen als „Gurken“ und begibt sich somit für die Fachstellen zum Thema sexualisierte Gewalt auf ein „misogynes, sexistisches und despektierliches Terrain“. „Weibliche Personen gewinnen angesichts solcher Beschreibungen womöglich den Eindruck, ein männlicher Experte wolle ihnen ihr Sexualleben erklären,“ so Ruth Petri vom Frauennotruf Trier. „Was ein klares „Nein danke“ -Gefühl auslöst.“

Seit über 40 Jahren Jahrzehnten setzen sich die Frauennotrufe in Rheinland-Pfalz für Respekt und Grenzachtung ein und gegen sexistische Diskriminierung, sexualisierte Übergriffe und Gewalt. In Präventionsangeboten und sensibilisierenden Maßnahmen verweisen die Expertinnen der Fachstellen darauf, dass die Abwertung weiblicher Personen ein Schlüssel zu grenzverletzendem Verhalten und letztlich zu sexualisierter Gewalt darstellt.

In der Debatte um das Paradigma im Sexualstrafrecht „Nein heißt Nein“ komme es oftmals zu dem Narrativ, die Klärung von einvernehmlichem Sex sei ein „Erotikkiller“. Dies wird z.B. durch die Aussage des Arztes zur Nutzung des Verhütungsmittels Diaphragma - „…Das ist eine Riesenfummelei und tötet jede Romantik.“ - erneut bedient und schürt die Haltung, bei Sexualität würden keine Regeln gelten. „Solche Sichtweisen sind zutiefst patriarchalisch und letztlich auch Türöffner für gewalttätige Übergriffe,“ so die Ruth Petri. Aus ihrer Unterstützungsarbeit wissen die Beraterinnen aus den Fachstellen, wie schwierig solche Aussagen nicht nur für betroffene Frauen sind.

Aus Sicht der Fachstellen zu Sexualisierter Gewalt brauche es auch eine gesellschaftspolitische Einordnung des Themas Verhütung.  „Das Patriarchat ist gut darin unliebsame Themen an die weibliche Welt zu delegieren. Der Rückgang der Pille kann ein emanzipatorisches Zeichen sein,“ so Petri, „wenn Frauen sich ihren Hormonstatus zurückerobern und von männlichen Sexualpartnern verlangen: Mach auch Du dich auf den Weg. Es muss auch um geteilte Verantwortung gehen.“ „Wir freuen uns über die Empörung von Trierer Frauenarzt*innen,“ fügt Anette Diehl von der Koordinierungsstelle der Frauennotrufe in RLP an. „Insbesondere in dieser Berufsgruppe braucht es Respekt, Grenzachtung und stärkende Öffentlichkeitsarbeit zum Thema weibliche Sexualität.“

Der Frauenarzt hat seine Wortwahl mittlerweile bedauert – die Frauennotrufe erhoffen sich mehr solcher Lernprozesse – auch durch Skandalisierung in der Berichterstattung.

Für Rückfragen stehen Ihnen die Frauennotrufe in Ihrer Region zur Verfügung. Eine Übersicht der Frauennotrufe in RLP finden Sie hier: https://www.frauennotruf-mainz.de/frauennotrufe-in-rheinland-pfalz

Verantwortlich: Anette Diehl, Frauen*notruf Mainz und Ruth Petri, Frauennotruf Trier (für die LAG der Frauennotrufe RLP)

Siehe auch: Trierischer Volksfreund „Immer weniger Frauen nehmen die Pille - was sind die Alternativen?“, Katherina de Mos, 11.06.25

Leser*innen-Brief Ruth Petri, Juni 2025

 

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