01. Juli 2021
Pressemitteilung
LAG

Pressemitteilung: Unterstützungsarbeit nach sexualisierter Gewalt in Zeiten von Corona



Rheinland-pfälzische Frauennotrufe veröffentlichen Jahresbericht 2020

Die Corona Pandemie stellte zu Beginn des Jahres 2020 auch die rheinland-pfälzischen Frauennotrufe vor eine Herausforderung, der (Arbeits-) Alltag hatte sich stark verändert. Für die Fachstellen war es dabei sehr wichtig, gerade in den Zeiten der Ungewissheit, der Kontaktbeschränkungen und Schließungen weiterhin für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen, ihre Bezugspersonen und Fachkräfte da zu sein. Und mit viel Einsatz, technischen Erweiterungen, Um- und Neuorganisation in den Einrichtungen, ständig aktualisierten Hygienekonzepten und viel Öffentlichkeitsarbeit vor Ort ist es den Fachstellen auch gelungen, während des ganzen Jahres 2020 erreichbar zu sein.

„Die zu Beginn der Pandemie vielfach geäußerte Befürchtung, dass in Folge der Kontakt- und
Ausgangsbeschränkungen die Zahl der gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen stark steigen könnte, hat sich bei den Fachstellen zum Thema sexualisierte Gewalt nicht in dem Ausmaß bestätigt,“ beschreibt Eva Jochmann von der Koordinierungsstelle der Frauennotrufe die Situation der Fachstellen während des ersten Lockdowns. Vielmehr sind landes- aber auch bundesweit für kurze Zeit die Anfragen zurückgegangen.
„Durch die intensive Öffentlichkeitsarbeit der Frauennotrufe im Land ist im weiteren Verlauf des Jahres die Anzahl der Unterstützungsuchenden dann wieder gestiegen,“ beschreibt Eva Jochmann die weitere Entwicklung.

Die Mitarbeiterinnen der Rheinlandpfälzischen Frauennotrufe konnten im Jahr 2020 1307 betroffene Frauen und Mädchen durch Beratungen und Begleitungen unterstützen. Die meisten Frauen und Mädchen, die sich an die Fachstellen wenden, haben sexualisierte Gewalt in der Kindheit oder / und eine Vergewaltigung erlebt.

Die Arbeit mit Betroffenen stellen mit über 50% den Großteil der Unterstützungsarbeit der Fachstellen für sexualisierte Gewalt dar. Daneben wurden aber auch Bezugspersonen und Angehörige, wie Familienmitglieder oder Freund*innen, und Fachkräfte beraten. 1057 Fachkräfte und 520 Bezugspersonen haben sich an die Fachstellen gewandt. Insgesamt haben rund 6200 Beratungen stattgefunden. Bedingt durch die Corona-Pandemie in 2020 gab es einen Anstieg der telefonischen Beratungen auf 2526 – im Vorjahr waren es 1818 Gespräche. „Diese Zahlen zeigen einmal mehr die Systemrelevanz unserer Fachstellenarbeit,“ so Anette Diehl von der Koordinierungsstelle im Frauennotruf in Mainz.

Neben der Unterstützungsarbeit ist ein weiterer Schwerpunkt der Frauennotrufe auch Prävention und politische Strategien-Arbeit. „Die Einmischung in Politik ist ein wichtiges Instrument um Gerechtigkeit für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen zu schaffen, und die Strukturen in der Gesellschaft zu verändern, die Sexismus und Sexualisierte Gewalt ermöglichen“, so Diehl und Jochmann vom Frauennotruf in Mainz. Dieser Arbeitsbereich hat bei manchen Fachstellen durch die Pandemie besonders starke Einschränkungen erfahren, viele Vorträge, Fortbildungen und Präventionsangebote in Schulen konnten nur virtuell umgesetzt werden, viele Gremien und Arbeitsgruppen haben selten oder gar nicht getagt.

Während 2019 landesweit 160 Präventionsveranstaltungen durchgeführt wurden, konnten 2020 gerade einmal 25 Angebote stattfinden, 35 Fachvorträge (2019: 91) und 45 Fortbildungsveranstaltungen (2019: 79) konnten von den rheinland-pfälzischen Frauennotrufen
organisiert und umgesetzt werden. „Wir hoffen und sind zuversichtlich, dass die wichtige Präventions- und politische Strategien-Arbeit wieder intensiviert wird und wichtige Themen weiter vorangebracht werden können,“ sind sich die rheinland-pfälzischen Fachfrauen einig.

 

Verantwortlich: Anette Diehl, Eva Jochmann; Koordinierungsstelle der rheinland-pfälzischen
Frauennotrufe

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