12. August 2020
Pressemitteilung

Frauennotruf Mainz stellt Tätigkeiten im Jubiläumsjahr 2019 vor

Der Frauennotruf Mainz stellt seine Tätigkeiten im Jubiläumsjahr 2019 vor. In der aktuellen Bilanz des Frauennotruf Mainz wird insbesondere die Unterstützungsarbeit vorgestellt: sie verdeutlicht die Bedarfe gewaltbetroffener Frauen und Mädchen einmal mehr und zeigt die Wichtigkeit und die Notwendigkeit der fachlichen Spezialisierung der Einrichtung.

Seit der Gründung vor 40 Jahren ist die Unterstützungsarbeit ein Arbeitsschwerpunkt der Fachstelle zum Thema sexualisierte Gewalt. Das breit gefächerte Angebot richtet sich an Frauen und Mädchen, die sexualisierte Grenzverletzungen, Übergriffe und Gewalt erfahren haben oder davon bedroht sind – dazu gehören auch sexueller Missbrauch in der Kindheit, Vergewaltigung, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Die gesellschaftlichen und politischen Zusammenhänge fließen als Hintergrundwissen und Grundhaltung in die individuelle Unterstützung ein. Auch Bezugspersonen wie Eltern, Freund*innen und Fachkräfte, Institutionen sowie Einrichtungen erhalten Hilfe im Frauennotruf.

Im Jahr 2019 suchten 399 Personen[1] – hauptsächlich betroffene Frauen und Mädchen – die Fachstelle zum Thema Sexualisierte Gewalt auf. Neben Informationsgesprächen, Begleitungen und Weitervermittlungen nahmen sie 976[2] persönliche, telefonische und schriftliche Beratungen in Anspruch.

Nachdem Anfang der 90er Jahre spezielle Angebote beispielsweise für Frauen mit Beeinträchtigung und Frauen mit Migrationserfahrung errichtet wurden, ist in den 2000ern das Unterstützungsangebot weiter ausgebaut worden: 2016 wurde mit Hilfe von Projektfördermitteln die Online-Beratung eingerichtet. „Damit wird ein sehr niederschwelliger, anonymer Zugang zu unserer Fachstelle möglich“, erläutert Vanessa Kuschel, die die Online-Beratung seit Beginn begleitet. 2019 nutzten 27 Frauen und Mädchen dieses Angebot, insgesamt wurden 213 schriftliche Beratungen getätigt.

2018 kam das Kooperationsprojekt[3] „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ hinzu: die Medizinische Soforthilfe stellt die medizinische Versorgung von Frauen und Mädchen in den Vordergrund und bietet im Anschluss die Möglichkeit der Spurensicherung und der Beratung im Mainzer Frauennotruf. „Im Jahr 2019 profitierten 22 vergewaltigte Frauen von dem umfassenden Angebot“, resümiert Sabine Wollstädter vom Frauennotruf Mainz.

Neu gestartet ist im Jahr 2019 das Modellprojekt „Make it work! und das LAUT♀STARK!“ gegen Sexuelle Belästigung, sexualisierte Diskriminierung und Gewalt in der Arbeits- und Ausbildungswelt sowie an Hochschulen in Rheinland-Pfalz unter Federführung des Mainzer Frauennotrufs. Neben der Unterstützung von Betroffenen, Bezugspersonen und Fachkräften fanden zahlreiche Fortbildungen und Vorträge zum Thema statt. „Unser Ziel ist es, die Rechte gewaltbetroffener Arbeitnehmer*innen sichtbar zu machen und den gesellschaftlichen Wandel zu einer diskriminierungsfreien Arbeitskultur mitzugestalten“, erläutert Anette Diehl die Motivation der Mainzer Fachstelle.

„Die sog. Istanbul Konvention bestätigt und stärkt unseren seit 40 Jahren bestehenden Arbeitsansatz“, verweist Eva Jochmann auf das das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, die sogenannte Istanbul-Konvention. „Aus der Istanbul Konvention leitet sich für Deutschland die Verpflichtung zur Umsetzung weitreichender Maßnahmen ab, die einen ganzheitlichen Ansatz zur Gewaltbekämpfung verfolgen und damit den Schutz betroffener Frauen ebenso wie präventive Maßnahmen und die Beseitigung struktureller Ursachen von Gewalt umfassen.“

Denn neben der Unterstützungsarbeit ist die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Baustein. „Durch jahrzehntelange Aufklärungsarbeit wird inzwischen mehr über sexualisierte Grenzverletzungen und Gewalt gesprochen“, resümiert Eva Jochmann. Eine positive Folge davon: Betroffene suchen heute viel früher Hilfe, um mit dem Erlebten zu Recht zu kommen. Durch die Istanbul Konvention erhoffen sich die Fachfrauen eine weitere Stärkung ihrer Arbeit.

Verantwortlich: Eva Jochmann, Frauennotruf Mainz e.V.

 

[1] Von den 399 Personen waren 214 betroffene Frauen und Mädchen, 67 Bezugspersonen und 118 Fachkräfte.

[2] Betroffene Frauen und Mädchen: 650 Beratungen; Bezugspersonen: 118 Beratungen; Fachkräfte: 208 Beratungen

[3] Kooperationsprojekt mit der Frauenklinik und der Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Mainz

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