05. Mai 2021
Pressemitteilung

Mainzer Fachstellen zum Protesttag von Menschen mit Behinderungen



Zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai 2021 spricht der Arbeitskreis „Sexualität und Behinderung“ über selbstbestimmte Sexualität


Gib deine Stimme für Inklusion und poste am 5. Mai das Bild bei Instagram, Facebook unter dem Hashtag #5Mai!

Der Mainzer Arbeitskreis „Sexualität und Behinderung“ (AK SeBe) arbeitet seit 2005 in einem Netzwerk verschiedener Fachstellen rund um die Themen Behinderung, Sexualität und Gewalt. Das Ziel ist, die Erfahrungswerte und Expertise aus sozialen und pädagogischen Berufsfeldern in den gegenseitigen Informationsaustausch zu bringen und Kooperationen zu erleichtern. „Wir profitieren schon lange von der kollegialen und vielseitigen Unterstützung innerhalb des Arbeitskreises. Hier können wir die anderen Fachstellen um Rat bitten und uns in einem vertrauensvollen Rahmen besprechen,“ so Sabine Wollstädter von der Fachstelle zum Thema Sexualisierte Gewalt (Frauennotruf Mainz), die seit der Gründung durch das Zentrum für Selbstbestimmtes Leben (ZsL) dabei ist.

Heute nutzt der Arbeitskreis den Protesttag zum 5. Mai, um auf immer noch bestehende Problemlagen und fehlende Gleichstellungen in Bezug auf die sexuelle Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen aufmerksam zu machen. Die Mitwirkenden des Arbeitskreises wissen aus ihrer Praxis, dass Menschen mit Behinderungen ihr Selbstbestimmungsrecht noch häufig abgesprochen wird. „Meist spielen dabei nicht nur äußere oder bauliche, sondern auch innere Barrieren eine Rolle“ sagt Olga Hübner, die seit 2020 Projektleiterin der Koordinations- und Beratungsstelle für Frauen und Mädchen mit Behinderungen in Rheinland-Pfalz ist. Insbesondere beim Thema Sexualität erleben Menschen mit Behinderungen nach wie vor Fremdbestimmung. Zudem sind sie im Alltag häufig von Diskriminierung betroffen.

Benjamin Schmid, Mitglied des Werkstattrats (dem Selbstvertretungsgremium in Werkstätten für Menschen mit Behinderung) der in.betrieb Werkstatt in Mainz, berichtet beispielsweise von Diskriminierungserfahrungen bei der Partner*innensuche. Aus seiner Sicht folge die meist gut gemeinte Einflussnahme durch Angehörige und Betreuungspersonal häufig weniger dem Credo, mehr selbstbestimmte Entscheidungen zu ermöglichen, als viel mehr Risiken zu vermeiden. Schmid ist allerdings überzeugt „Menschen mit Beeinträchtigungen müssen auch eigene Erfahrungen machen dürfen“.

Auch Verstöße gegen die sexuelle Selbstbestimmung in Form von sexualisierter Gewalt rücken immer wieder in den Fokus. Studien belegen, dass Mädchen und Frauen mit Behinderungen 2- bis 3-mal häufiger sexualisierte Gewalt erfahren, als der weibliche Bevölkerungsdurchschnitt. Zahlen die die Bedeutung der Arbeit des Frauennotruf Mainz verdeutlichen. Dieser setzt sich auch mit der sexuellen Selbstbestimmung innerhalb der Arbeitswelt auseinander. „Wir wissen, dass besonders Frauen mit Behinderungen von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen sind“ sagt Anette Diehl, die seit über 30 Jahren im Frauennotruf mainz tätig ist.

Der Arbeitskreis setzt sich für die sexuelle Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen ein. Die Mitglieder sind überzeugt, für Selbstbestimmung braucht es Informationen, Sensibilisierung und Sichtbarkeit. Deswegen möchte der AK SeBe Menschen mit Behinderungen ab jetzt eine Plattform bieten: „Es wäre schön, wenn wir als Arbeitskreis dazu beitragen, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung noch stärker in die Öffentlichkeit zu bringen.“ sagt Lennart Seip, Mitarbeiter der Liebelle, die Beratungsstelle für selbstbestimmte Sexualität von Menschen mit Lernschwierigkeiten.

Der AK sammelt zu diesem Zweck Stimmen aus Werkstatträten und anderen Selbstvertretungsgremien, um diese auf den Sozialen Medien öffentlich zu machen. Die Leitfrage hierzu lautet: „Was bedeutet für Sie/Dich persönlich sexuelle Selbstbestimmung?“

Die Beiträge werden auf dem Instagram Kanal @liebelle.beratungsstelle veröffentlicht.

Teilnehmende des AK Sexualität und Behinderung sind die Koordinations- und Beratungsstelle für Frauen und Mädchen mit Behinderungen in Rheinland-Pfalz (KOBRA) vom Zentrum für Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen Mainz e.V. (ZsL), Liebelle, Frauennotruf Mainz, pro familia Mainz, die Lebenshilfe Mainz, Team Autismus aus Mainz sowie die Schatzkiste Wiesbaden.

Verantwortliche:

Frauennotruf Mainz: Sabine Wollstädter, info [at] frauennotruf-mainz.de
Liebelle: Lotta Brodt, Lennart Seip, info [at] liebelle-mainz.de
KOBRA: Olga Hübner, o.huebner [at] zsl-mainz.de

Alle aktuellen Meldungen