30. März 2020
Pressemitteilung

Sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen in der Corona-Krise



Nicht Corona ist verantwortlich!

„Mehr häusliche Gewalt wegen Corona!“ titeln zurzeit viele (soziale)  Medien und entschulden mit dieser Schlagzeile nicht nur die wahren Verantwortlichen – nämlich die gewalttätigen Männer, sondern sie verschleiern außerdem die Beziehung in der die Gewalt  stattfindet – „häusliche“ Gewalt macht nicht deutlich, vom wem die Gewalt ausgeht und welchen Hintergrund sie hat. Es könnte jede Gewalttat in einem Haus sein.

2018 – ein Jahr in dem Corona noch weit weg war, sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey zur Statistik in Deutschland (147 Frauen wurden im Vorjahr durch ihren (Ex-) Partner ermordet): „Die Zahlen sind schockierend, denn sie zeigen, für viele Frauen ist das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort.“ Häufiger als jeden dritten Tag wurde  eine Frau durch Partnerschaftsgewalt getötet.

Nicht nur in Corona-Zeiten leben Frauen also gefährlich –  denn (sexualisierte) Gewalt geschieht über all – in allen engen sozialen Beziehungen: den Sportvereinen, kirchlichen Gruppen, am Arbeitsplatz – und eben in großem Maße im eigenen Zuhause.

Gerade jetzt darüber zu berichten ist nicht einfach: Die beiden gleichzeitigen Aussagen  „Bleiben Sie unbedingt zu Hause!“ und „Zuhause ist kein sicherer Ort.“ stellen Journalist*innen vor eine schwere Aufgabe und bringen Betroffene in ein unlösbares Dilemma – wie ist Schutz möglich, wenn der Rückzugsort nicht sicher ist? Wie sensibilisieren, ohne Panik zu schüren?

„Wenn Menschen schon einmal durch (sexualisierte) Gewalt traumatisiert wurden, ist Angst natürlich,“ sagen die Mitarbeiterinnen vom Frauennotruf Mainz. „Wichtig ist, nicht in einer Starre zu bleiben, sondern aktiv zu werden und über diese Ängste zu sprechen. Darüber reden hilft.“ Anette Diehl, langjährige Mitarbeiterin der Fachstelle erklärt: „Reden und schreiben ist möglich. Das ambulante Hilfesystem in Rheinland Pfalz funktioniert. Fachstellen wie die Frauennotrufe aber auch viele andere Beratungsstellen stehen zur Verfügung.“

Wichtig ist aber laut den Fachfrauen auch, dass sich die Botschaften in diesen Zeiten nicht nur an betroffene Frauen richtet, sondern auch potentiell gewalttätigen Männern und Jungen verdeutlicht wird: „Es gibt keine Entschuldigung für sexualisierte Übergriffe und Gewalt: Nicht das Corona-Virus ist schuld, sondern die gewalttätige Person ist verantwortlich für das eigene Handeln!“

Der Frauennotruf Mainz e.V. hat ein Aktualisierung auf seiner Internetseite vorgenommen: „Wir sind für Sie da! Wir stehen Ihnen auch in Zeiten der Corona-Krise mit unseren Unterstützungsangeboten zur Verfügung. Sie erreichen uns telefonisch unter 06131-221213 und per E-Mail info [at] frauennotruf-mainz.de (auch zur Terminvereinbarung) oder Sie nutzen unsere sichere Onlineberatung.“

 

Verantwortlich: Anette Diehl, erreichbar über a.diehl [at] frauennotruf-mainz.de (Rückruf)

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