04. April 2023
Veranstaltung

Dokumentation zur Fachtagung zu Sexualisierter Gewalterfahrung, Trauma(folgen) im Alter und in der Demenz

Einleitung

Sexualisierte Gewalterfahrung, Trauma(folgen) im Alter und in der Demenz

Im Jahr 2011 startete im Frauennotruf Mainz e.V. – Fachstelle zum Thema sexualisierte Gewalt – das Projekt „Verschwiegene Gewalt – Entlastung durch Verstehen“ finanziert aus Projektfördermitteln der ARD Fernsehlotterie, um ganz gezielt ältere und alte Frauen in den Blick zu nehmen, die in ihrem Leben sexualisierte Gewalt erfahren haben.
Vier Jahre später, im Jahr 2015 gründete sich aus dem Mainzer Arbeitskreis Gewalt gegen Frauen und Kinder die Arbeitsgruppe Gewalt in engen sozialen Beziehungen älterer/alter Frauen (GesB), in der Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises und Akteurinnen aus verschiedenen
Bereichen der Altenhilfe zusammenarbeiteten. Hieraus ergab sich eine engere Zusammenarbeit des Frauennotrufs und der Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Schwerpunkt dementielle Erkrankungen der Gemeinnützige Gesellschaft für Paritätische Sozialarbeit mbH (GPS), u.a. in der Organisation einzelner Informationsveranstaltungen zum Thema Auswirkungen Sexualisierte Gewalterfahrungen im Alter. 2021 entstand dann die Idee, einen Fachtag zum Thema zu veranstalten.

Der Fachtag Sexualisierte Gewalterfahrungen, Trauma(folgen) im Alter und in der Demenz
„Demenz“ und „Trauma“ sind zwei Begriffe, die in den vergangenen Jahren zunehmend ins Bewusstsein der (Fach-)Öffentlichkeit getreten sind. Doch dieses Wissen
birgt auch Gefahren in sich. Trauma und Demenz sind oft verwendete und mit zum Teil diffusen Vorstellungen verbundene Begriffe. Während Trauma bzw. Traumafolgen im Zusammenhang mit Alter weniger Beachtung findet, ist Demenz fest mit dem Alt-Werden
verknüpft, verursacht Ängste und Unsicherheiten bei Älteren und im Umgang mit den Betroffenen. Auffälliges Verhalten älterer und alter Menschen wird daher oft als Folge einer Demenz betrachtet, was Auswirkungen auf die Reaktionen und den Umgang hat.
(Sexualisierte) Gewalterfahrungen sind traumatische Ereignisse, die Frauen und somit auch die jetzige ältere Generation häufig erfahren haben. Eine Verarbeitung der erlebten Gewalt war in früheren Jahren meist nicht möglich, auch wenn die Frauen unterschiedliche
Bewältigungsstrategien entwickelt haben. Wenn zurückliegende Gewalterfahrungen nicht
verarbeitet werden konnten, können diese traumatischen Erlebnisse auch viele Jahre später wieder aktiviert werden. Im Alter und damit auch im Verlauf einer Demenz kann es dazu kommen, dass bewährte Bewältigungsstrategien nicht mehr greifen. Hier bricht sich
dann das Trauma bahn und kann entsprechende Reaktionen, wie Angst auslösen. Im Alltag und in der Pflege / Betreuung zeigt sich die Trauma-Reaktivierung dann durch verändertes Verhalten, das bei älteren und alten Frauen und Männer oft sehr schnell einer
„Demenz“ zugeordnet wird. In der Analyse und Beobachtung der Situationen zeigt sich nicht selten, dass das vermeintlich „demenzbedingte“ Verhalten vorrangig als Symptome einer Traumafolgestörung einzuordnen sind. Hier bedarf es dringend einer Differenzierung.
Mit dem Fachtag wurden die Begriffe „Trauma“ und „Demenz“ näher beleuchtet. Ziel war, für eine differenzierte Betrachtung im Kontakt mit älteren und alten Menschen zu sensibilisieren. Denn durch ein besseres (und praxisorientiertes) Wissen um Sexualisierte Gewalt, Trauma, Demenz und die Auswirkungen im Alltag, können die Betroffenen besser verstanden werden.

REDAKTION
Christiane Hinrichs-Landua und Eva Jochmann

Die Dokumentation kann als PDF runtergeladen werden.

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