22. Mai 2019
Pressemitteilung

Frauennotruf Mainz zieht Bilanz - weiterhin steigende Nachfrage bei der Unterstützungsarbeit 2018



Neue Angebote und Aktionen


v.l.n.r., Stehend: Melina Novosel mit Pixie, Angela Seip, Claudia Frieser, Eva Jochmann, Vanessa Kuschel, Ruth Weber; Sitzend: Ronja, Scheu, Marina Rabe, Anette Diehl

2018 war ein ereignis- und arbeitsreiches Jahr für den Mainzer Frauennotruf. Öffentliche Kampagnen wie #Me Too haben das Thema sexualisierte Gewalt stark in die Öffentlichkeit gebracht, die medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung ist gestartet – und damit auch die Nachfragen von Medien, Einrichtungen und auch betroffenen Frauen und Mädchen erhöht.

Die Zahl der Unterstützung Suchenden ist zum Vorjahr um 52 Personen auf 394 betroffene Frauen und Mädchen, Bezugspersonen und Fachkräfte gestiegen. Auch die Zahl der Beratungsgespräche ist erneut angewachsen: knapp 1.000 Gespräche wurden in Anspruch genommen, rund 70% von betroffenen Frauen und Mädchen. Durch die jährlich steigenden Anfragen geraten die Beratungskapazitäten immer weiter an ihr Limit. „Es wird immer schwieriger, kurze Wartezeiten auf ein Beratungsgespräch einhalten zu können“, beschreibt Eva Jochmann. „Dennoch haben wir es irgendwie geschafft, 161 Personen am Tag der Anfrage eine Erstberatung anzubieten.“ Dafür ist viel Flexibilität der drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen erforderlich, die von ehrenamtlichen Vereinsfrauen bei ihrer Arbeit unterstützt werden.

Die meisten Betroffenen, die sich an die Fachstelle wenden, haben einen sexuellen Missbrauch oder eine Vergewaltigung erlebt. Aber auch sexuelle Belästigung, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und Digitale Gewalt sind Themen in der Beratungsarbeit.

Das Thema sexuelle Belästigung findet sich seit einigen Jahren sowohl im Unterstützungsangebot für Betroffene bzw. Personalverantwortliche, Kolleg*innen, in Fortbildungen für Führungskräfte und Ansprechpersonen als auch in der politischen Strategienarbeit wieder. Als Vertreterin der Frauennotrufe in Rheinland Pfalz wurde die langjährige Frauennotruf-Mitarbeiterin Anette Diehl als Botschafterin der Kampagne LAUT♀STARK der rheinland-pfälzischen Frauenministerin angefragt und wird in dieser Rolle im Jahr 2019 insbesondere den alltäglichen Sexismus in der Arbeits- und Ausbildungswelt in den Fokus nehmen.

Gestärkt wurde und wird die Arbeit des Frauennotrufs durch die sog. Istanbul Konvention, das „Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt“. Nach der Istanbul Konvention, die am 01. Februar 2018 in Deutschland in Kraft getreten ist, muss es für alle Betroffenen geschlechtsspezifischer Gewalt spezialisierte Hilfen geben – gut erreichbar und mit entsprechenden Ressourcen ausgestattet.

„Unser Ziel der Unterstützungsarbeit ist, für betroffene Frauen und Mädchen eine frühzeitige und umfassende Versorgung zu erreichen“, erläutert Vanessa Kuschel vom Frauennotruf. „Daher sind wir sehr froh, dass 2018 auch das Projekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung an den Start gegangen ist.“ Mit dem Projekt wird eine weitere Versorgungslücke für Frauen und Mädchen nach einer Vergewaltigung geschlossen. Das Projekt in Kooperation mit der Universitätsmedizin Mainz sieht vor: an erster Stelle eine umfassende medizinische Versorgung, das Angebot der Unterstützung im Frauennotruf und auf Wunsch eine verfahrensunabhängige Spurensicherung.

Aber auch die präventive Arbeit des Frauennotrufs wird durch die Istanbul Konvention gestärkt. Mit der interaktiven Präventionsausstellung „Echt Krass!“ konnten 2018 viele jugendliche Mädchen und Jungen erreicht werden: innerhalb der kurzen Ausstellungszeit fanden 46 Führungen mit Workshops statt.

„Für uns ist es nach wie vor unabdingbar, aufklärende und politische Arbeit gleichwertig mit der Unterstützungsarbeit zu stellen“, resümiert Jochmann. „Mit dem In Kraft Treten der Istanbul Konvention wird unser Konzept bestätigt – jetzt braucht es noch die finanziellen und personellen Ressourcen!“

Verantwortlich: Eva Jochmann

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